Qiu – Die Entspannungs-Kugel

Qiu-gruen_Web1Mit dem Qiu haben Sie Ihre Entspannung – im wahrsten Sinne des Wortes – selbst in der Hand. Mit der kleinen Kugel lässt sich die Entspannungsfähigkeit trainieren. Der Qiu des Herstellers Biosign ist ein mobiles Biofeedback-Gerät, das die Herzratenvariabilität misst und während des Trainings Auskunft über den momentanen Zustand gibt: Leuchtet er grün, wirkt das Erholungsprogramm des Parasympathikus.

Ich bin ein großer Fan des Qius. Da ich fast den ganzen Tag am Computer sitze, bin ich froh, wenn ich ihn mal nicht brauche und davon wegkomme. Mit dem Qiu ist das möglich. Er funktioniert unabhängig von irgendwelchen Gerätschaften. Er braucht zwei Batterien, deren komplette Entladung rechtzeitig gemeldet wird. Ich kann ihn überall mit hinnehmen und er sieht auch noch schick aus – was nicht bei allen Medizinprodukten der Fall ist.

Im ersten Moment wirkt der Qiu ein bisschen wie eine Zauberkugel. Mal leuchtet seine Halbkugel knallrot, dann verändert sie sich über viele Zwischentöne, bis sie in apfelgrün erstrahlt. Mit Esoterik hat das Farbspiel überhaupt nichts zu tun, allein die Messung der Herzratenvariabilität (HRV) bestimmt den Wechsel. Rot steht für die vorherrschende Aktivität des Sympathikus und grün für den überwiegenden Einfluss des Parasympathikus. Durch die Veränderung der Farben lässt sich klar mitverfolgen, welcher Anteil des vegetativen Nervensystems (VNS) gerade vorherrscht.

Hintergrund des Farbspektakels ist wieder, wie variabel das Herz zu schlagen vermag. Die Berechnung des Rhythmisierungsgrads ist der ganze Zauber bei der kleinen Kugel. Er bewertet die Qualität und Quantität der respiratorischen Sinusarrhythmie (RSA). Bei der Quantität geht es um die Größe (Amplitude) der respiratorischen Sinusarrhythmie. Die Qualität drückt aus, ob es neben der respiratorischen Sinusarrhythmie noch weitere Regelprozesse gibt, die den Herzschlag beeinflussen.

Das Geheimnis des Qius und aller anderen HRV-Biofeedback-Verfahren ist also der Rhythmisierungsgrad. Er lässt sich gezielt trainieren. Anzustreben ist große respiratorische Sinusarrhythmie und wenig sonstige Regelprozesse.

Anwendung überall und ohne PC möglich

Wie bei allen Biofeedback-Geräten ist die Basis für die Messung der Puls. Am Qiu ist ein optisches Sensorfeld direkt im Gerät eingebaut. Es erfasst auf leichten Druck die Pulswelle an der Hand beziehungsweise an den Fingern. Wer eher zu kalten Händen oder niedrigem Blutdruck neigt, sollte lieber alternativ den Ohr-Clip verwenden. Auch bietet er die Möglichkeit einer bequemeren Körperhaltung während der Trainings. Bei der Verwendung des Pulssensors am Ohr muss nur beachtet werden, dass er vor dem Einschalten des Qius eingestöpselt wird.

Der Qiu beginnt im Rhythmus des Herzschlags blau zu pulsieren, sobald er den Puls messen kann. Nach einigen Sekunden beginnt das Farbspiel. Je nachdem wie stark sich die Herzfrequenz im Takt der Atmung verändert, wechseln die Farben von Rot nach Grün.

Eine bewusste Atmung ist quasi der Schlüssel des Biofeedback-Trainings. Am Qiu geben kleine LED-Lämpchen einen Atemrhythmus vor. Sie leuchten nacheinander auf und verhelfen so zu einer ruhigen und gleichmäßigen Ein- und Ausatmung. Sie dienen nur zur Orientierung, denn in erster Linie soll die Atmung leichtfallen, also ohne Stress und Atemnot. Aus diesem Grund lässt sich die Atmen-Anzeige auch individuell einstellen.

Einstellungsmöglichkeiten am Gerät oder PC

Eine langsame und ruhige Atmung ist das Ziel jeder Qiu-Übung. Dann ist der Einfluss auf das Herz groß und der Parasympathikus aktiv. Der Qiu leuchtet grün. Bei einer schnelleren Atmung verliert sich der günstige Einfluss. Der Sympathikus übernimmt die Kontrolle über das Herz und der Qiu wird rot. Bei einer erfolgreichen Sitzung leuchtet der Qiu 50 bis 80 Prozent der Übungszeit grün. Ist es weniger oder mehr der Fall, sollte der Vorgabewert entsprechend verändert werden.

Das Biofeedback-Training soll nicht nur eine direkte Rückmeldung über das eigene Tun geben, sondern auch ein gutes Gefühl vermitteln. Deshalb ist die richtige Einstellung des Vorgabewerts wichtig, denn nur so lässt sich die eigene Wahrnehmung verbessern. Ist er zu gering oder zu hoch eingestellt, also mehr als 80 beziehungsweise weniger als 50 Prozent der Übungszeit grün, dann kann der Qiu das feine Zusammenspiel von Psyche und Herz nicht zurückmelden.

Alle Einstellungen wie Übungszeit, Atemrhythmus, Vorgabewert und Helligkeit der Farben lassen sich am Gerät selbst – etwas kompliziert, aber möglich, wenn man den Menü-Aufbau mal verstanden hat – oder sehr einfach mit Hilfe eines kleinen Windows-Programms (Download über die Website des Herstellers) vornehmen. Hier lässt sich auch ein Signal-Check vornehmen, um die richtige Übungs- und Halteposition für den Qiu in der Hand zu finden.

Der Qiu speichert 500 Übungseinheiten mit Datum und Übungszeit in einem internen Speicher ab. Mit der Software können die Daten für die Auswertung und Weiterleitung an einen Therapeuten auf den PC übertragen werden.

Den Qiu können Endverbraucher nur über einen Therapeuten kaufen und oder für eine bestimmte Zeit mieten. Der Kontakt zu einem Therapeuten ist dem Hersteller wichtig, um am Anfang die richtige Anwendung zu gewährleisten. Die weitere Anwendung kann in Eigenregie erfolgen. Auch fallen keine Software-Lizenzkosten nach dem Erwerb des Qius an. Das Grundprinzip der Anwendung steht auch als Video zur Verfügung.

Auch beim Üben mit dem Qiu braucht man Geduld – wie bei allen Biofeedback-Geräten. Für Veränderungen braucht es Zeit und Regelmäßigkeit. Betrachten Sie ihn als Hilfsmittel, das Ihnen den achtsamen Umgang mit sich selbst erleichtert. In dem kleinen Qiu-Büchlein (im Lieferumfang enthalten oder einzeln erhältlich im Buchhandel oder bei Biosign) wird empfohlen, täglich 20 bis 30 Minuten zu trainieren, aufteilbar in dreimal 10 Minuten.

Ich bin kein gutes Vorbild: 10 Minuten Biofeedback-Training gelingen mir nicht jeden Tag, obwohl ich es nötig hätte. Ich gebe zu, dass ich manchmal in der zweiten Hälfte kurz einnicke. Das ist nicht sehr achtsam, aber interessant ist, wie die Qiu reagiert.

P.S.: Ein Qiu wurde mir dankenswerterweise von Biosign für meine Recherche zur Verfügung gestellt.

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